Martina Rüscher, 19 Jahre, aus Feldkirch in Österreich, war als Freiwillige mit “first hands” in Costa Rica, mittlerweile hat sie ein Studium der “technischen Chemie” an der TU Wien begonnen. freiwilligenarbeit/magazin hat ihr fünf Fragen zu ihrem Aufenthalt in Costa Rica, wo sie an einer Dorfschule gearbeitet hat, gestellt.
freiwilligenarbeit/magazin: Wie waren deine Erfahrungen als Freiwillige in Costa Rica?
Martina: Meine Erfahrungen waren durchwegs positiv. Ich war in einem kleinen, aber sehr charmanten Dorf an der costa-ricanischen Westküste mit zwei bis drei weiteren Freiwilligen stationiert. Untergebracht waren wir bei Gastfamilien, welche sich rührend um uns gekümmert haben. Zudem haben wir uns immer wieder mit anderen Freiwilligen aus dem gleichen Projekt, welche in Dörfern ganz in der Nähe arbeiteten, getroffen und uns ausgetauscht. ‘first hand’ bietet zwar mehrere Projekte, aber ich habe mich nur für das Grundschulprojekt entschieden, weil es mir immer schon gefallen hat, mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten.
Die Arbeit in der Dorfschule war sehr abwechslungsreich und wir hatten oft die Chance uns selbst einzubringen. Unsere Hauptaufgabe bestand darin, den Schülern, die alle im Alter von sechs bis zwölf waren, Englisch spielerisch beizubringen. Da es in der Schule nur 13 Kinder und somit nur eine Klasse gab, war es oft eine große Herausforderung, da einige schon sehr weit waren, während die anderen noch nicht einmal Lesen und Schreiben konnten. Trotzdem hat es unglaublich viel Spaß gemacht und die Kinder haben uns immer wieder aufs Neue überrascht, wie viel sie vom Unterricht mitgenommen haben, wenn sie uns zum Beispiel auf der Straße mit “Hello Martina! How are you?” begrüßt haben.
Neben dem Englischunterricht haben wir viel mit den Schülern gespielt und wir hatten auch teilweise die Möglichkeit, ihnen zu helfen, sich mit dem Computer bekannt zu machen. Doch nicht nur während der Schulzeit, sondern auch an den Nachmittagen haben wir Freiwilligen ein Angebot für die Kinder zusammengestellt. Dank der Mithilfe aller Dorfbewohner konnten wir den Kindern, welche großteils nicht Schwimmen konnten, obwohl sie direkt am Meer wohnen, einen Schwimmkurs anbieten, was sich als voller Erfolg entpuppte. Für die ganz Kleinen, die es nicht erwarten konnten, in die Schule zu kommen, haben wir einen Kindergarten eröffnet und uns immer wieder neue Dinge einfallen lassen, um deren Kreativität zu fördern.
“Die Idee, Teil einer komplett neuen Kultur zu werden, gefiel mir sofort.”
freiwilligenarbeit/magazin: Wie bist du damals darauf gekommen, Freiwilligenarbeit zu machen?
Martina: Zwei bis drei Jahre vor meinem Schulabschluss fing ich an, mir Gedanken darüber zu machen, was ich machen würde, wenn ich den großen Meilenstein „Matura“ hinter mich gebracht hatte. Dass ich auf jeden Fall studieren würde, war mir schon immer klar, doch es war mir noch etwas zu früh und ich beschloss, mich über Freiwilligendienste im Ausland zu erkundigen. Die Idee, Teil einer komplett neuen Kultur zu werden, gefiel mir sofort. Anstatt neue Dinge „nur“ von einem Lehrer, Professor oder auch über verschiedene Medien „erzählt“ zu bekommen, wollte ich Neues mit eigenen Augen sehen und direkt vor Ort erleben. Zuerst setzte ich den Fokus meiner Suche auf Europa. Doch schon bald erkannte ich, dass es mich etwas weiter in die Ferne zog. Obwohl mich Lateinamerika ungemein reizte, musste ich diesen Teil der Landkarte von meiner Suchliste streichen, da in allen Projekten, die ich gefunden habe, gute Spanischkenntnisse erforderlich waren und ich in der Schule nur Englisch, Französisch und etwas Italienisch gelernt hatte. Durch Zufall bin ich auf den Ausdruck eines Emails gestoßen, welches Anette, die Leiterin des Projekts ‘first hand’ in Costa Rica, an unsere Schule geschickt hatte. Obwohl in Costa Rica Spanisch gesprochen wird, waren Spanischkenntnisse nicht unbedingt erforderlich, sondern auch durch einen Spanischkurs vor Ort erwerbbar. Sofort habe ich mich hingesetzt, ein wenig recherchiert und schon sehr bald wusste ich, dass ‘first hand’ das Projekt ist, bei dem ich mitarbeiten wollte.
“Während der Zeit war ich nicht mehr Österreicherin, ich war stolze „costarricense“.
freiwilligenarbeit/magazin: Was war das Beste an dem Aufenthalt bei “first hand”?
Martina: Die Arbeit im Projekt und auch das Leben in der Dorfgemeinschaft war immer wieder spannend und brachte mir unglaublich viele schöne Erinnerungen. Das Projekt gab mir sehr viel Freiraum, mich selbst einzubringen und kreativ zu werden. Spontanität und Kreativität sind wichtig und ich konnte sehr gut an mir selbst erkennen, wie ich an der Sache wuchs und mich entfalten konnte. Mein Selbstbewusstsein ist gestiegen und ich bin viel selbstständiger geworden. Da man immer wieder auf neue Menschen trifft, lernt man sowohl deren Grenzen als auch die eigenen kennen und zu respektieren. Das Schönste war, so viele neue Freunde und eine zweite Familie gefunden zu haben. Alle haben mich spüren lassen, dass ich auch wirklich ein Teil der Gemeinschaft war. Während der Zeit war ich nicht mehr Österreicherin, ich war stolze „costarricense“.
freiwilligenarbeit/magazin: Wie viele Nationalitäten waren damals vor Ort?
Martina: Da ‘first hand’ eine deutsche Organisation ist, hatte ich im Projekt hauptsächlich mit deutschen Freiwilligen und den costaricanischen Mithelfern sowie der Dorfgemeinschaft, die bis auf ein paar Ausnahmen aus US-amerikanischen und deutschen Einwanderern, hauptsächlich aus Ticos, wie die Costa-Ricaner liebevoll genannt werden, bestand. Dadurch konnte man sich wirklich sicher sein, Teil eines typischen costaricanischem Dörfchen zu sein. Auf unseren Reisen durch das Land und die Nachbarländer haben wir dafür umso mehr Menschen aus vielen verschiedenen Ländern getroffen, was immer wieder sehr spannend war.
freiwilligenarbeit/magazin: Was sollte man für ein Typ sein, um daran Spaß zu haben?
Martina: Ich denke, es ist wichtig offen für neue Dinge zu sein und nicht mit einer schon vorgefertigten Meinung ins Projekt zu starten. Anstatt mit einem fertigen Bild im Kopf, wie der Aufenthalt aussehen sollte, ins Ausland zu gehen, sollte man alles eher auf sich zukommen lassen. Grundsätzlich denke ich aber, dass es nicht nur “eine Sorte des typischen Freiwilligen” gibt, sondern dass es oft sogar gut ist, wenn unterschiedliche Typen aufeinander treffen. So kann jeder etwas für sich von den anderen dazu lernen.
Martina war also mehr als begeistert von ihrem Freiwilligen-Aufenthalt bei „first hand“. Wenn du jetzt auch Lust bekommen hast, die Koffer zu packen, über den großen Teich zu fliegen und dich in den Dienst der guten Sache zu stellen, mehr Informationen gibt es in unserem Bericht hier oder auf www.firsthand-costarica.com.