Bei Langeweile das hauseigene Schwein ein wenig spazieren führen, mit Raubvögeln um das Mittagessen, in dem Fall ein Hühnchen, kämpfen, dem Geschrei der Brüllaffen zuhören, bevor der nächste Sturm im Anflug ist – klingt nach Spaß? Für Su Tian Wu schon. Sie war Volontärin auf der „Finca Paradise Found“ auf der Insel San Cristobal, die zum karibischen Teil Panamas gehört.
Die Insel liegt fernab jeglicher Zivilisation, für Besorgungen braucht es einen einstündigen Boottrip. Hinter der Postadresse steht treffender Weise der Vermerk „Rest der Welt“. Johanna Blumenschein fühlt sich wohl dort. Sie hat sich auf der Insel ihr persönliches Refugium geschaffen, als sie vor sieben Jahren aus Österreich auswanderte, eine verlassene Kakaofarm kaufte und daraus eine Permakulturfarm inklusive Maya-Landbau für ein selbst genügsames, autonomes Leben machte. Zwei Drittel der Finca sind immer noch Urwald, Holz wird ausschließlich für den Eigenbedarf geschlagen. Der Wald und seine reiche Fauna und Flora werde erhalten und geschützt.
Intakte Korallenriffe, Mangrovenwald und artenreiche Tierwelt
Finca Paradise Found trägt den Namen zu Recht, den die Kulisse wirkt wirklich paradiesisch: Vor der Bucht sind noch intakte Korallenriffe, der Zugang zur Finca führt durch einen Mangrovenwald und es gibt es eine artenreiche Tierwelt – auf der tropischen Insel San Cristobal ist die Welt also noch in Ordnung. „Allerdings ist es keinesfalls ein Tropical Holiday Resort, sondern das Leben ist hart und fordernd hier, aber wunderschön“, gibt Johanna Blumenschein zu bedenken.
Man kann nicht mal eben schnell zum Supermarkt
Isabelle Aebersold, die als Praktikantin vor Ort war, hatte im Vorfeld auch eher karibische Romantik gemischt mit einem Hauch von Abenteuer erwartet, war aber nicht auf das vorbereitet gewesen, was sie tatsächlich erwartete: „Hätte ich auch nur im Entferntesten geahnt, wie sich das Leben im Urwald, fern ab von jeglicher Zivilisation, tatsächlich anfühlt – ich hätte mich wohl nicht für dieses Praktikum entschieden.“ Die 24-Jährige aus Zürich hatte sich „mit einer gehörigen Portion Selbstüberschätzung“ beworben und benötigte mehr als eine Woche, um sich einzugewöhnen. Schließlich gab es auf der Insel nur die Schweizerin, Johanna Blumenschein und den Urwald. Die einzige Verbindung zur Außenwelt war ein kleines Motorbötchen, was bedeutete, dass man nicht mal eben schnell zum Supermarkt fahren kann. Isabelle flüchtete sich in die Arbeit, um mit der Situation klar zu kommen, besonders an der Machete ließ sie ihren Frust über ihre Selbstüberschätzung aus. Und die Therapie half, langsam, aber sicher machte ihr die Arbeit Spaß: „Ich ertappte mich dabei, wie ich singend und pfeifend durch den Urwald marschierte und vor Freude schier ausflippte, als wenige Tage nachdem ich Pflanzensamen in die Erde setzte, schon Keimlinge aus der Erde sprießten.“ Und das, obwohl zuhause bei ihr keine Zimmerpflanze länger als zwei Wochen durchhält. Nach vier Monaten wollte sie dann am liebsten gar nicht wieder weg, und schwor sich, auf jeden Fall zurückzukehren.
Forscher Typ gefragt
Ein kleiner Hang zur Selbstüberschätzung schadet also nicht, allerdings sollte man laut Isabelle schon ein unerschrockener Typ sein, schließlich birgt das Leben abseits der Zivilisation auch gewissen Gefahren mit sich. „Ein Schlangenbiss könnte im allerschlimmsten Fall schon tödlich enden.“ Darauf möchte Isabell noch einmal besonders hinweisen. Bei der Geographie-Studentin ist alles glimpflich verlaufen. Zurück in der Schweiz hat sie jetzt schon wieder das Fernweh gepackt, sie vermisst es vor allem ein Leben in vollkommener Freiheit zu führen, ohne Stress, ohne Verpflichtungen und möchte am liebsten gleich wieder nach San Cristobal.
Wer mehr Informationen zu der Finca Paradise Found möchte, kann sich auf Facebook unter www.facebook.com/pages/Finca-Paradise-Found ein Bild machen. Zudem gibt es einen interessanten Erfahrungsbericht über einen weiteren Panama-Aufenthalt. Den findet ihr hier