Un poco del Chocó

Ein Volunteer in seinem Projekt im Wald von Ecuador

Sonja Johannsmeier war als Tropenökologie-Praktikantin auf der biologischen Station “Un poco del Chocó“ in Ecuador, für Volontäre und Praktikanten gibt es verschiedene Programme. Wie Sonja ihr Praktikum erlebt hat, davon berichtet sie in ihrem Erfahrungsbericht.

„Auf der Station „Un poco del Chocó“ habe ich selbst keine Freiwilligenarbeit gemacht, sondern ein Praktikum. Die Leiterin (Diplom-Biologin) bietet Praktika für Bio-Studenten, aber auch andere Interessierte an, wenn mehr eigene Erfahrung mitgebracht wird, kann man auch an einem eigenen Projekt arbeiten. Ich selbst war Bio-Bachelorstudentin und wollte mal was anderes machen, gerne auch im Ausland. Ich hab also einfach im Internet gesucht, was es für Möglichkeiten gibt, und bin über Auslandspraktikum, Biologie, Biologische Station oder so ähnlich bei „Un poco del Chocó“ gelandet. Die Website hat auf mich einen seriösen Eindruck gemacht und der E-Mail Kontakt war auch sehr freundlich und hilfreich. Ich war nicht so die Ökologin, wollte aber gerne mal einen richtigen Regenwald erleben, habe mich dann also für ein angeleitetes Tropenökologie-Praktikum angemeldet.

Unterstützung im Vorfeld und vor Ort

Im Vorfeld hat mir Nicole, die Leiterin, schon sehr viel geholfen. Vor Ort habe ich mich dann vom Flughafen abholen lassen und wurde sehr nett auf der Station empfangen. Der Tagesplan sah in der Regel morgens und vormittags Arbeiten vor, nachmittags war frei. Es war noch eine weitere (deutsche) Praktikantin auf der Station, die uns meist begleitet hat, die aber auch an einem eigenen Projekt gearbeitet hat, wobei ich sie wiederum oft begleitet habe. Zu der Station gehört das Stationshaus, in dem wir auch untergebracht waren, inklusive Küche und kleinem Labor, und dann natürlich ein wunderschöner Wald. Thematisch orientierte sich das Praktikum eben an den Gegebenheiten – Insekten, Vögel, Blütenökologie… Nicole hat uns Methoden und Vorgehensweisen der Tropenökologie gezeigt. Auf nachmittäglichen oder abendlichen Exkursionen hat sie uns auch begleitet – auch als Freiwilliger profitiert man auf jeden Fall von Nicoles biologischem Fachwissen.

Entspannender Way-of-Life

Das Leben dort war sehr entspannend. Nicole und ihr Mann Wilo haben ihr eigenes Haus, mittags und abends haben wir aber immer zusammen gegessen – Wilo ist ein super Koch. Die Atmosphäre war immer sehr locker und freundlich, man konnte sich mit beiden sehr schön unterhalten. Die freien Nachmittage waren wirklich sehr entspannend – viel Zeit für sich selbst, für Spaziergänge, zum Lesen… Es gibt nur meist keinen Strom, man sollte sich also darauf einstellen, auch ohne auszukommen. Für mich war das aber kein Problem, alle zwei bis drei Tage wurde der Generator eingeschaltet, dann konnten Akkus aufgeladen werden. Internet ist auch limitiert, das läuft über einen Stick, den man sich natürlich teilen muss. Auch das ist aber nicht wirklich schlimm… Die Wochenenden sind frei und können für Ausflüge genutzt werden. Wenn es passt, kann man auch ein Wochenende durcharbeiten und danach vier Tage frei machen, um mal weiter rum zu kommen. Nicole steht mit guten Tipps bereit, was sich in der Zeit lohnt und wie man dort hinkommt. Das funktioniert tatsächlich auch mit nur sehr grundlegenden Spanischkenntnissen…

Trockenzeit ist am unkompliziertesten

Das Beste war glaube ich wirklich, dass ich gleichzeitig viel gelernt habe und auch viel Zeit hatte. Anfangs hatte ich ein bisschen Angst, dass Langeweile aufkommen könnte, aber das war unbegründet. Wenn man in der Regenzeit hinfährt, mag es ein bisschen anders aussehen, weil man sich dann schwerer im Wald bewegen kann – der liegt quasi am Berghang, und wenn es matschig ist, kann es durchaus gefährlich werden. Ich denke, in der Trockenzeit ist es am unkompliziertesten.

Man sollte keine Berührungsängste mit der „Natur“ haben

Insgesamt sollte man natürlich keine Berührungsängste mit der „Natur“ haben. Es wird selbstverständlich nichts von einem verlangt, was man nicht möchte, aber wenn man sich nicht dreckig machen möchte, bleibt natürlich nicht mehr viel übrig. Man sollte eben nicht allzu zimperlich sein – die Duschen sind draußen, natürlich mit Sichtschutz, aber manchmal muss man eben erst das eine oder andere Insekt entfernen. Auch der nächtliche Weg zu den Toiletten ist nicht unbedingt ein Spaß, dann sind ja auch die meisten Krabbeltiere unterwegs. In den Betten unter den Moskitonetzen fühlt man sich aber sehr geborgen. Ich war nur mit zwei weiteren Leuten da, aber wenn es voll ist, muss man sich auch darauf einstellen, kein eigenes Zimmer zu haben. Wenn es aber nicht in Strömen regnet, gibt es draußen mehr als genug Rückzugsmöglichkeiten. Besonders Vogelkundler sind dort sehr gut aufgehoben, es gibt allerlei tropische und auch seltene Vögel zu beobachten, zurzeit macht der Bindengrundkuckuck der Station einen Namen. Ansonsten ist es aber keine Wildtierstation, man zieht also keine kleinen Faultiere auf oder spielt mit Äffchen. Dafür sieht man den Regenwald dort so, wie er zu sein hat – viele Pflanzen und auf den ersten Blick wenig Tiere. Man kann aber natürlich alles über die Tiere, die sich dort meist nachts herumtreiben, erfahren, und mit ein wenig Glück kriegt man auch einiges an außergewöhnlicher Fauna zu sehen – abgesehen von den Vögeln natürlich, da kriegt man auf jeden Fall etwas zu sehen.

Volunteers bei der Gartenarbeit im WaldVolontäre helfen, Wald in Schuss zu halten

Vielleicht noch zur Freiwilligenarbeit: Die Freiwilligen helfen dabei, die Station und den Wald in Schuss zu halten, das heißt, sie legen Wege an und erhalten sie, kümmern sich um das Gelände, den stationseigenen Obst- und Gemüsegarten… und sicher gibt es auch jahreszeitabhängige und individuelle Aufgaben. Die Station möchte sich beispielsweise gern mehr für Ökotourismus und Umweltbildung einsetzen. Für solche kommunikativen Aufgaben muss man dann sicher gut Spanisch sprechen und eben kommunikativ sein.

 

Spanisch ist kein Muss

Insgesamt sollte man also keine Berührungsängste mit der Umwelt haben, man muss aber weder unbedingt Spanisch sprechen noch besondere Vorkenntnisse mitbringen. Man muss sich zwar auf einen etwas rustikaleren Lebensstil einstellen, kann sich aber durchaus auf eine sehr schöne, gemütliche Unterkunft freuen – schöner als manches Hostel… Das Klima ist eigentlich nicht sehr belastend, da die Station sehr hoch liegt. Ich selbst bin eigentlich kein Fan von ständiger Hitze. Natürlich sollte man sich trotzdem unbedingt über Impfungen und Ähnliches informieren, Nicole berät da gern. Es ist eine wissenschaftlich geführte Station, das merkt man auch an dem Umgang der Leiter mit der Umwelt. Es werden also in der Regel keine Tiere als Attraktion angelockt. Auf „Un poco del Chocó“ erfährt man eben auch die Tricks von anderen Reservaten… Die Professionalität, das Angebot, aber vor allem auch die Offenheit und Freundlichkeit haben den Aufenthalt für mich unvergesslich und sehr lohnenswert gemacht und ich würde es uneingeschränkt weiter empfehlen.

„Un poco del Chocó“ eine wissenschaftliche Station

Ich denke, es ist wichtig, darauf hinzuweisen, dass es sich um eine wissenschaftliche Station handelt. Das macht es auch als Freiwilligenarbeit sicher interessant für Abiturienten, die sich in die Richtung orientieren möchten. Zudem ist die Arbeit auf der Station daher auch kein Selbstzweck. Die tropenökologische Arbeit legt den Grundstein für effektiven Umweltschutz und zeigt auf, wie Ökotourismus dazu beitragen kann, zum Beispiel indem er den Einheimischen eine neue Einnahmequelle eröffnet.“

Mehr Informationen gibt es auf der Homepage von „Un poco del Choco“ www.unpocodelchoco.com

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